Partizipative Installation im Rahmen der Ausstellung Wilde Winkel.Sich einwalden in der städtischen Welt.
Graz 2024. < rotor > Zentrum für zeitgenössische Kunst. 07.06.–03.08. + 26.08.–19.10.2024
https://rotor.mur.at/frameset_aktuell-ger.html
Im ehemaligen Pfauengarten beim Karmeliterplatz wurde im Jahr 2003 im Zuge von Bauarbeiten eine 19 cm hohe Keramikfigur gefunden. Diese weibliche Figurine aus dem 4. Jahrtausend v.u.Z., von Archäolog:innen liebevoll Graziella genannt, weist Vogelsymboliken auf und hat Fortsätze, die als Vogelschwanz gedeutet werden können. Ihr wird eine rituelle Funktion zugeschrieben und sie reiht sich ein in Funde weiblicher Figurinen, die von einer Verehrung der Göttin in einer matrilinearen und friedlichen Zeitspanne im Alten Europa zeugen. Laut Marija Gimbutas könnte der Akt des Einkerbens von Parallellinien und Symbolen eine Form der Anrufung gewesen sein. Wir feiern das Comeback der Vogelgöttin und verbinden uns mit ihrer lebensbejahenden und lebensspendenden Kraft.
Im Rahmen der partizipativen Rauminstallation werden die Besucher:innen der Ausstellung eingeladen eine eigene kleine Graziella aus Lehm und Pflanzensamen zu modellieren und folgender Gestaltungseinladung zu folgen:
1 Nimm dir Lehm und forme die Göttin auf dem Holzbrettchen. Was will in deinem Leben wachsen?
Welche Bereiche brauchen Kraft und Liebe? Was wünscht du dir für die Erde, für deine Mitmenschen, für Tiere und Pflanzen?
2 Füge dem Lehm Pflanzensamen hinzu und lass die Figurine auf dem Holzbrett trocknen.
3 Nimm dir eine bereits getrocknete Göttin mit und pflanze sie an einem Ort deiner Wahl ein. So verbinden sich unsere Wünsche mit den zu Lehm gewordenen Wünschen anderer Menschen.
So verbinden sich unsere Wünsche mit den zu Lehm gewordenen Wünschen anderer Menschen. Gute Samen werden gesät.
Es entsteht ein Netzwerk aus Werden und Wachsen. Ganz im Sinne der Göttin.
„Die Göttin symbolisierte in ihren sämtlichen Erscheinungsformen die Einheit allen Lebens in der Natur. Ihre Macht wohnte dem Wasser, den Steinen, den Grotten, und Höhlen, Säugetieren und Vögeln, Schlangen und Fischen, Bergen, Bäumen und Blumen inne. So erklärt sich auch die holistische und mythenbildende Vorstellung vom heiligen und geheimnisvollen Wesen all dessen, was auf Erden ist.“
~ Marija Gimbutas, Die Sprache der Göttin
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Fotos: J.J.Kucek, Thomas Raggam, Marina Stiegler